Shanty Chor erlebt Feuersbrunst auf Madeira

Die Mitglieder des Ägerer Chors erleben die Brände auf der Insel hautnah. Selbst sind sie zum Glück nicht in
Gefahr.  
Bericht der Zuger Zeitung von Cornelia Bisch

Sie würden den ehemaligen Chorkollegen Leo Eicher besuchen, der vor drei Jahren nach Madeira
ausgewandert sei, erzählt Manfred Pegoraro, Mitglied des Shanty Chors Ägeri, unter Rauschen und Knacken
am Telefon. Mehrmals wird die Verbindung unterbrochen, zwischenzeitlich hört man nur den Lärm eines
Löschhelikopters, der vom Festland herübergeflogen ist und vor Ort die auf der Insel Madeira wütenden
Brände bekämpft.
Der 20-köpfige Chor befindet sich im kleinen Ort Porto Moniz an der Westküste Madeiras, zirka 50 Kilometer
von der Hauptstadt Funchal entfernt. «Das Feuer wütet seit zwei Tagen. Erst heute sehen wir Löschhelikopter
im Einsatz», berichtet Pegoraro. Es gebe auch noch andere Feuerherde an der Südküste der Insel, sodass
sich die Einsatzkräfte vermutlich einteilen müssten.
«Erst am gestrigen späten Nachmittag, dem 12. Oktober, sahen wir die Feuerherde über den nahen Hügel
kriechen. Das war schon sehr unheimlich.» Nachdem sich der Wind gedreht habe, sei das Hotel zudem vom
Rauch eingehüllt worden. «Wir stinken alle wie Rauchwürste», scherzt der Chorsänger in einem Anflug von
Galgenhumor.
Plötzlich habe sich ein Hotelkellner entschuldigt und sei davongestürmt, um seine auf dem Hügel wohnende
Familie zu retten. «Das hat uns sehr betroffen gemacht.» Der ausgewanderte Kollege Leo Eicher sei ausser
Gefahr. «Ein Freund von ihm, der ihm mit der Organisation unserer Reise geholfen hat, verlor jedoch sein
Haus und sein gesamtes Hab und Gut im Feuer. Das ist so tragisch und geht uns sehr nahe.»
Aus Gründen der Pietät habe der Chor beschlossen, das im Hotel geplante Konzert nicht stattfinden zu
lassen. «Die Leute haben jetzt Besseres zu tun und keinen Sinn für heitere Lieder», begründet dies
Chorpräsident Tony Bucher.
In ihrem Hotel direkt an der Küste würden sich die Ägerer sicher fühlen, fährt Bucher fort. «Wir waren auch
nie in Gefahr. Es geht uns gut.» Strom- und Wasserversorgung seien intakt geblieben. «Einige von uns reisen
heute bereits ab und verbringen die Nacht in Funchal, andere fahren morgen direkt zum Flughafen.» Die
Hauptstadt im Südosten der Insel sei nicht von den Feuern betroffen. Statt wie geplant auf der Insel zu
wandern, verbringen die Sänger ihre Zeit nun beim Baden in den Naturbädern an der Küste.